Gildenhaus Symposium 2020

Gildenhaus Symposium 2020
Soziale Marktwirtschaft 2020 – Auslaufmodell oder Garant für die Zukunft?
Gastredner:  Dr. Sebastian von Thunen, LL.M.Rechtsanwalt Bielefeld

Nach einer langen Corona-Pause führte der Gildenhaus Verein mit dem gildenhaus-Symposium die erste Veranstaltung unter Corona-Bedingungen durch. Mit viel Abstand nahmen ca. 50 Personen in der Hechelei Platz und verfolgten die Ausführungen von Dr. Sebastian von Thunen.

In der Marktwirtschaft zeichnet sich durch die dezentrale Steuerung der Ressourcenverteilung über Angebot und Nachfrage aus. Der hieraus entstehende Wettbewerb steigert die Qualität –  Privateigentum, Vertragsfreiheit und freie Preisbildung stehen für die Marktwirtschaft. Für den Schutz des Wettbewerbs greift der Staat jedoch mit der Kartellgesetzgebung ein,  auch die Monopolbildung wird kontrolliert. Mit den Instrumenten der sozialen Sicherung (Sozialhilfe, Kündigungsschutz, Mindestlohn) und der Etablierung der Gewerkschaften und Tarifautonomie entstand die soziale Marktwirtschaft, unser bis heute sehr erfolgreiches Wirtschaftssystem.  Gestört wird dieses System jedoch immer dann, wenn der Staat in bestimmte Branchen eingreift (z.B. Kohleabbau, Förderung der Solartechnik, sonstige Subventionen).

Was sind nun die aktuellen Herausforderungen für die soziale Marktwirtschaft?

1. Finanzkrise 2008/2009

Durch die stark subventionierten Hauskredite in den USA gerieten Hauskäufer und dann auch die Banken in die Insolvenz. Aus Angst vor einer Bankenpleite wurden weltweit staatliche Rettungspakete geschnürt.

2. Corona-Epidemie

Auch in der aktuellen Krise greift der Staat ein. Günstige Kredite, Rettungsprogramme oder die Aussetzung der Insolvenzanzeigepflicht sind nur einige Beispiele. Ein Nachteil solcher Maßnahmen ist,  dass auch Unternehmen gefördert werden, die möglicherweise den Strukturwandel bereits verpasst haben.

3. Klimaschutz

Auch die Subvention von Unternehmen, die besonders klimafreundlich agieren, ist fraglich. Der Staat wählt diese aus und die Allgemeinheit bezahlt es. Besser wäre der Ansatz des Verursacherprinzips, wie es z.B. mit einer CO2-Steuer möglich wäre. Sinnvoll ist diese jedoch nur bei einem internationalen Ansatz. Optimal wäre beim Klimaschutz ein global einheitlicher Ordnungsrahmen.

4. China

Die sozialistische Marktwirtschaft als 3. Weg zwischen der Plan- und der Marktwirtschaft? Wohl eher nicht. Der wirtschaftliche Erfolg mag hier dafürsprechen, doch insbesondere der Umgang mit dem Faktor Freiheit mit all seinen Facetten ist im chinesischen System zu kritisieren.

Fazit:

Die soziale Marktwirtschaft sichert die Freiheit des Einzelnen und fördert den Wohlstand durch Wettbewerb. Grundlage für die Wirtschaft und Gesellschaft ist Vertrauen. Vertrauen ins System, den Staat, den Markt und in die Währung. Die größte momentane Herausforderung ist das Schwinden dieses Vertrauens. Hier ist ein starker Staat gefragt, der den Rahmen für unser Wirtschafts- und Gesellschaftssystem wieder herstellt.

In der anschließenden regen Podiumsdiskussion wurden noch viele Aspekte erörtert und zahlreiche Fragen aus dem Publikum beantwortet.