Traditionelles Grünkohlessen 2018 – dieses Jahr ohne Grünkohl

Traditionelles Grünkohlessen 2018 – dieses Jahr ohne Grünkohl
GRÜNKOHLESSEN
Am 04.09.2018 fand unser traditionelles Grünkohlessen – dieses Jahr ohne Grünkohl  – statt.
Ehrengast war Prof. Roland Koch, Vorsitzender des Aufsichtsrates der UBS-Europe SE und ehem. hessischer Ministerpräsident:
Weltweiter Populismus – kommt die soziale Marktwirtschaft unter die Räder?

Populismus sei ein abstrakter Begriff, er sei die emotionale Vertretung einer Meinung und nicht nur negativ besetzt, wie es in der letzten Zeit zu beobachten sei. Eine Gesellschaft ohne emotionales Engagement für die Verfolgung einer Idee sei eine tote Gesellschaft.

Konflikte sollen vielmehr sichtbar sein, es dürfe gestritten und darüber berichtet werden. Politik solle polarisieren, denn wenn dies zu sehr vernachlässigt wird, führe das zu Radikalismus.

Auch sei es falsch, ausschließlich die Politik dafür verantwortlich zu machen, wenn grundlegende Regeln der Demokratie in Frage gestellt werden. Vielmehr gelte es, nach Spuren zu suchen, die dies begründen. Dann wird man auf die gravierenden Veränderungen der heutigen Welt stoßen, wie z.B. die Digitalisierung oder die Migration.

Letztere sei ein Gefühlsthema, und wo Gefühle eine Rolle spielen, sind wir schnell wieder beim Populismus. Auch beim Thema Migration bestimmen die Emotionen alles. Die Menschen fühlen sich in ihrer Sicherheit bedroht, auch wenn es konkret keinen Anlass dazu gebe – es seien eben nur Gefühle. Doch wenn die Politik diese Sicherheit nicht mehr ausstrahlt, könne das zu extremen Stimmungen führen. Das Phänomen der Angst um Sicherheit fände man übrigens in allen Regierungsformen, Diktaturen beispielsweise könnten dieses Gefühl nur länger unterdrücken, während in einer Demokratie die Regierungen schneller abgewählt würden.

Prof. Koch kam auch auf die Situation in den USA zu sprechen, den Welthandel, mit dem Brexit spannte er den Bogen zurück zu Europa und Deutschland. Deutschland hätte die Aufgabe, Europa weiter mitzugestalten, ohne die Partner zu bevormunden. Die staatlichen Regeln würden zunehmen, denn Deutschland sei ein Meister der Regelung. Für die soziale Marktwirtschaft bedarf es regeln, man müsse aber auch dafür werben, den Markt laufen zu lassen.  Zukünftig ginge es um Wohlstandserhalt, nicht um Wohlstandsvermehrung.

„Wir leben in Wohlstand, weil wir eine demokratische Ordnung haben“, so Prof. Koch. Die soziale Marktwirtschaft sei jedoch keine Regel, sondern eine Gesinnung, die fest bei dem Großteil  Menschen in Deutschland verankert sei.